Ohne Schweiß kein Preis – Hap­py­lab begeis­tert Frau­en für Making

2022-06-18 20:26:20 By : Mr. Leo Li

Es war „Der wei­ße Hai“, der bei Mari­on die Fas­zi­na­ti­on fürs Schwei­ßen weck­te. Genau­er gesagt jene Sze­ne, in der Lor­rai­ne Gary in ihrer Rol­le als Frau des Haupt­dar­stel­lers in einer geräu­mi­gen Gara­ge schweißt. Ihren Traum davon, es end­lich selbst zu kön­nen, mach­te Mari­on nun im Hap­py­lab in Wien wahr. Mit Kur­sen von Frau­en für Frau­en ver­such­te die offe­ne Werk­stät­te im Mai  im Rah­men des „Fema­le Maker Mon­th“ mehr Frau­en für Making zu begeistern.

Gif­ti­ge Dämp­fe, Ver­bren­nungs­ge­fahr, Ver­blit­zen der Augen – und wenn es ganz schlimm kommt, erklärt Kurs­lei­te­rin Tat­ja­na, dann löst sich die Netz­haut ab und man erblin­det. Der ers­te Schweiß­ver­such ist nichts für schwa­che Ner­ven und hat neben dem Ver­bin­den zwei­er Metall­stü­cke haupt­säch­lich mit Angst­schweiß zu tun. Das Ergeb­nis ist weni­ger eine schö­ne, sil­ber­ne Linie und mehr eine Anein­an­der­rei­hung ungleich­mä­ßi­ger Trop­fen – und erfüllt den­noch mit Stolz.

Es ist trotz (oder viel­leicht gera­de wegen) Schutz­klei­dung und Helm zunächst eine Her­aus­for­de­rung, den Knopf zu drü­cken und den elek­tri­schen Licht­bo­gen aus­zu­lö­sen, der hell wie ein Blitz genug Wär­me ein­bringt, um die zwei Metal­le, die vor den Kurs­teil­neh­me­rin­nen am Werk­tisch lie­gen, zu ver­bin­den. Mit jedem Ver­such wird es ein­fa­cher, die Lini­en gleich­mä­ßi­ger, die Angst weni­ger, bis am Ende des Kur­ses ein gan­zer Hau­fen Werk­stü­cke auf dem Tisch liegt, weil kei­ne von der Tätig­keit genug bekom­men kann.

Nur eine Türe ent­fernt, im Ein­gangs­be­reich des Hap­py­lab, sind in einem Schau­kas­ten eini­ge Pro­jek­te von Make­rin­nen zu sehen. Neben aus Sperr­holz gebas­tel­ten Lam­pen­schir­men und Acces­soires aus dem Laser­cut­ter dre­hen sich auf einer Plat­te laser­gra­vier­te Rin­ge aus Metall im Kreis. Dane­ben heißt ein mit wei­ßen, flat­ter­haf­ten Stof­fen aus dem 3D-Druck beklei­de­tes Man­ne­quin Besu­cher willkommen.

Das Hap­py­lab gibt es bereits seit 2006, in den zwei­ten Bezirk ist die offe­ne Werk­stät­te aber erst vor einem Jahr über­sie­delt. Neben mehr Platz gibt es jetzt außer­dem eine Tisch­le­rei, eine voll­aus­ge­stat­te­te Schlos­se­rei, eine Holz- und eine Metallwerkstatt.

Die Idee zum Fema­le Maker Mon­th ist im Rah­men des FFG-Pro­jekts FEM*mad ent­stan­den. In Koope­ra­ti­on mit dem Aus­tri­an Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy (AIT), der Uni­ver­si­tät Salz­burg und dem Krea­tiv­raum Mz*Baltazar’s Lab wird seit 2019 nach Mög­lich­kei­ten gesucht, das Maker­mo­ve­ment inte­gra­ti­ver und beson­ders für jun­ge Frau­en anspre­chen­der zu gestal­ten. Denn nur etwa 20 Pro­zent der Nutzer:innen von Maker­spaces sind Frau­en, wie es in einer Aus­sendung des Hap­py­lab heißt. Das Vor­ha­ben läuft noch bis Sep­tem­ber 2022.

Teil der Bemü­hun­gen ist ein Rund­gang durch die Werk­stät­te. Die Tour beginnt in der Hob­by­werk­statt, wo Ham­mer, Schrau­ben­zie­her und Zan­gen die Wän­de säu­men. Sägen, boh­ren, schrau­ben – in der Hob­by­werk­statt gibt es haupt­säch­lich Gerät­schaf­ten, für die es kei­ne Ein­schu­lung braucht. Ein­zig das Herz­stück, die CNC-Frä­se, ist nicht ganz selbst­er­klä­rend. Für Gerä­te wie die Frä­se, 3D-Dru­cker, Laser­cut­ter oder Schnei­de­plot­ter gibt es Video­tu­to­ri­als, Ein­schu­lun­gen und eine Daten­bank, wo Nut­zer bei­spiels­wei­se ihre Schnitt­wer­te zu bestimm­ten Mate­ria­li­en ein­tra­gen, damit alle von­ein­an­der ler­nen können.

An der CNC-Frä­se trifft man oft auf Heil­mas­seu­rin Katha­ri­na, die sich mit Mas­sa­ge­ses­seln, Auf­sät­zen für Mas­sa­ge­lie­gen und wei­te­rem Zube­hör für Mas­seu­re wort­wört­lich ein zwei­tes Stand­bein auf­baut.  „Machen, machen, machen“, rät sie den Teil­neh­me­rin­nen des Rund­gangs. Sie habe so ziem­lich jeden Feh­ler schon gemacht – aber kei­nen Feh­ler zweimal.

Außer­dem wer­den Work­shops ange­bo­ten: Eine Hard­ware-Bas­tel­stun­de, bei der nur nach­hal­ti­ge, unter fai­ren Arbeits­be­din­gun­gen her­ge­stell­te Elek­tro­nik­tei­le zum Ein­satz kom­men. Digi­ta­les Mode­de­sign. Do-It-Yourself-Fahr­rad­re­pa­ra­tur. Und eben „Frau­en schwei­ßen – zusam­men“, wo Schweiß-Exper­tin Tat­ja­na Schin­ko von der GRAND GARA­GE, einem Lin­zer Maker­space, in drei Stun­den theo­re­ti­sches Grund­wis­sen, vor allem aber die prak­ti­sche Anwen­dung ver­mit­telt. Der Andrang ist groß – die fünf Plät­ze waren sofort ver­ge­ben, wei­te­re 45 Per­so­nen stan­den auf der War­te­lis­te, erklärt Kom­mu­ni­ka­ti­ons­chefin Ley­la Jafar­ma­dar. In Zukunft, so Jafar­ma­dar, sol­len sol­che Work­shops des­halb regel­mä­ßig ange­bo­ten wer­den, eben­so wie Frau­en-Stamm­ti­sche, wo sich die weib­li­chen Mit­glie­der unter­ein­an­der aus­tau­schen können.

Eine der Glück­li­chen, die einen Platz ergat­tert haben, ist Kat­rin. Im Gegen­satz zu Mari­on ist sie kei­ne Frem­de im Hap­py­lab, son­dern bereits seit eini­ger Zeit eine oft gese­he­ne Nut­ze­rin der Werk­stät­te. Eigent­lich kommt sie aus dem Pro­jekt­ma­nage­ment – aber seit über einem hal­ben Jahr bas­telt sie an einem E‑Scooter aus Holz­span­plat­ten. „Ich träu­me in der Nacht davon“, erklärt sie lachend – von ihrem Ziel sei sie immer noch weit ent­fernt, das Pro­jekt las­se sie aber nicht los. Wenn sie ein­mal nicht wei­ter wis­se, gebe es immer Hil­fe, betont sie, auch bei den gefähr­li­cher aus­se­hen­den Maschi­nen: „Respekt ist gut, aber Furcht braucht man kei­ne haben.“ Genau das ist es, was im Fema­le Maker Mon­th ver­mit­telt wer­den soll.

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