Nach dem Hochwasser: Altena - eine Stadt, die vielerorts Anlass zur Hoffnung gibt - Lokalstimme.de

2021-11-16 22:13:07 By : Mr. James Wang

Altena. Kein gewohnter Wochenstart, kein normaler Montag (19. Juli) in Altena: Nach den massiven Überschwemmungen der vergangenen Woche geht das Aufräumen in der Stadt weiter. Und die Hilfsbereitschaft hält an, die Solidarität der Menschen untereinander bleibt, auch über das Wochenende hinaus.

An so vielen Orten in der Stadt helfen sich die Menschen gegenseitig, wo sie können. Die lokale Stimme hat zwei dieser Orte besucht, die Hoffnung machen - im Namen so vieler anderer.

In der Nette, oberhalb der Abzweigung nach Nettenscheid, befindet sich die Schreinerei Jeromin und Bäumer. Das Unternehmen hat seine Lager- und Produktionsräume im hinteren Teil eines Gebäudes an der Westiger Straße. Zwei, drei Meter entfernt plätschert der schöne Bach am Haus vorbei. Jetzt, im Sommer, hat der Bach meist knöcheltiefes Wasser. "Wenn es stark regnet, kann es knietief sein", sagt Peter Jeromin, einer der beiden Inhaber des Unternehmens. Letzten Mittwoch wurde dieser Stream zu einem Torrent ...

Das Zimmerei-Team um Peter Jeromin und Stephan Bäumer versucht noch immer, das Schlimmste zu verhindern. Konstruierte eine Schottwand aus Brettern, um zumindest den Teil des Unternehmens, in dem die teuren, teils CNC-gesteuerten Holzbearbeitungsmaschinen stehen, das Wasser fernzuhalten.

Doch als auf der gegenüberliegenden Grundstücksseite ein Hangstück in den Bach polterte und es erst eine Welle und dann einen Rückstau gab, warf die Notausgangstür mit einem lauten Knall aus den Angeln: „Das Wasser stieg um mehr als binnen Sekunden einen Meter weiter“, beschreibt Peter Jeromin – die Zimmerleute müssen die Rettungsaktion für ihre Operationssäle aufgeben, sie können sich gerade in Sicherheit bringen.

Wer am Montag auf dem Firmengelände steht und den Netter Bach weitestgehend aus seinem Bett zurückgezogen sieht, kann kaum glauben, was passiert. Aber schlammige und nasse Werkzeuge, durchnässte und durchnässte Kartons, überlaufende Maschinen erzählen von dem, was passiert ist. Ein Erwachsener hätte seinen Kopf wohl kaum über Wasser gehabt - das zeigt die braune Linie, die an der hellen Wand der Operationssäle zu sehen ist.

Peter Jeromin ist glücklich und dankbar für jede helfende Hand – und zum Glück gibt es viele davon. „Familie, Freunde, Bekannte, Verwandte der Mitarbeiter – alle helfen mit“ – der Dank von Peter Jeromin ist in seiner Stimme zu hören. Zumal: Seine Frau arbeitet in einer Steuerberatungskanzlei in Halver - die Kanzlei hat die Mitarbeiter am Montag zur Hilfe nach Altena geschickt. Mehr als eine Geste – das ist greifbare Hilfe.

Der größte Teil des Schlamms wurde am Montagnachmittag abgesaugt; In der ehemaligen Lagerhalle läuft bereits eine Trocknungsanlage. Die Räume, in denen das Wasser alles angespült und aufgewirbelt hat, sind weitgehend ausgeräumt. Draußen - zum Glück ist es trocken - im Depot säubern und säubern einige Helfer alles, was durch die Flut schmutzig und nass geworden ist, sortieren, was noch zu retten ist und was weggeworfen werden muss.

In den Operationssälen werden die großen Maschinen zerlegt und in Einzelteile zerlegt – zum Trocknen. Peter Jeromin schätzt den Sachschaden vorsichtig auf „einen sechsstelligen Betrag – und es gibt keine 1 vorne“. Ohne die vom Staat versprochene Hochwasserhilfe wäre die Situation für das Unternehmen mit seinen sieben Mitarbeitern existenzbedrohend.

Was für Peter Jeromin jedoch im Moment zählt, sind die vielen fleißigen, ehrenamtlichen Helfer.

Standortwechsel in die Innenstadt, in die Lenneuferstraße, ins „Betreute Wohnen“ im Fritz-Berg-Haus. Dort ist der Keller der Tiefgarage voll - und auf dieser Ebene sind auch die Kellerräume der Bewohner, die alle entweder älter oder behindert sind, ohnehin kaum wirklich fahrbar. Auf Initiative von Rene Bröker von der Freiwilligen Feuerwehr fand eine ganze Gruppe von Freiwilligen in den sozialen Medien einen Aufruf, die Keller auszuräumen: Nachbarn, Schützen, Gemeinde – sogar zwei Helfer aus Bremen.

Es geht in stockfinsterer Dunkelheit durch die mit einer zentimeterdicken Schlammschicht bedeckte Tiefgarage, bis in einer Ecke wieder etwas Licht aus den Kellerfluren fällt. Aus den als Drahtkisten gebauten Lagerräumen holen sie alles heraus, was das Wasser zerstört hat: Schränke, Bücher, Kleidung - Erinnerungen, die die Flut mitgenommen hat, weil das Wasser bis zur Decke stand; nichts ist verschont geblieben.

Die Anwohner sind dazu verdammt, an ihren Fenstern zu gucken.

Die vielen helfenden Hände: Sie geben Hoffnung. Und dazu gehört, dass Dieter Steinmann bereits die ersten Blumenkästen in der Lenneuferstraße neu bepflanzt hat. Ja, es gibt wichtigere Dinge. Aber auch die bunten Blumen sind ein gutes Zeichen: Eine Stadt gibt nicht auf.

Fotos: Carsten Menzel, Jeromin & Bäumer, Steinmann