Angebote für Gebrauchtmaschinen finden sich vor allem im Internet: Plattformen bündeln Anzeigen von gewerblichen und privaten Anbietern. Aber nicht jedes Schnäppchen lohnt sich. Wo Sie gute Gebrauchtwagen finden und worauf Sie beim Kauf achten sollten.
Vor der Nase geschnappt: Eigentlich wollte Peter-Daniel Klein den verhandelten Preis – stolze 31.500 Euro – für einen gebrauchten Teleskoplader von Manitou im Juli bestätigen. Doch als er den Händler kontaktierte, hatte er die Baumaschine gerade an einen anderen Interessenten verkauft. „Zwei Tage Bedenkzeit waren zu viel“, sagt Dachdecker- und Klempnermeister Klein, der das Gerät vor allem für den Materialtransport in seinem Außenlager oder auf Baustellen in der Nähe einsetzen wollte. "Leider war ein Kollege schneller und der Händler hat den Lader wahrscheinlich sogar zu einem besseren Preis verkauft." Die Klein Bedachungs GmbH im rheinland-pfälzischen Roth wird vorerst weiter auf das bisherige Packpferd zurückgreifen: einen 27 Jahre alten Radlader, der " Obwohl er noch fährt, ist er jetzt in einem Alter, in dem es immer mehr wird und anfälliger und Reparaturkosten steigen ”.
Ein Neuwagenkauf kommt für ein Unternehmen mit 27 Mitarbeitern nicht in Frage. Ein neuer Teleskoplader von Manitou mit zehn Metern Hubhöhe kostet mehr als 100.000 Euro, sagt Geschäftsführer Klein. Für einen kleinen Betrieb und eine Maschine, die nicht täglich genutzt wird, ist das eine viel zu hohe Summe. Rund 30.000 Euro will das Unternehmen für einen gebrauchten Lader ausgeben. Allerdings gibt es aktuell keine wirklich jungen Gebrauchtwagen für diesen Preis. Das "weggerissene" Fahrzeug sei 14 Jahre alt gewesen, sagt Klein. "Aber das ist ein überschaubares Alter für eine gut gewartete Baumaschine."
Wer wie der Dachdeckerbetrieb aktuell eine Gebrauchtmaschine kaufen möchte, sieht sich einem angespannten Markt gegenüber. Wie bei den Baustoffen haben Preisrallye und Lieferengpässe auch die Gebrauchtmaschinenindustrie erreicht. „Gerade bei Bau- und Holzbearbeitungsmaschinen ist die Nachfrage derzeit teilweise größer als das Angebot“, sagt Thorsten Muschler, Gründer und Geschäftsführer des Gebrauchtmaschinenportals Maschinensucher.
Selbst bei Ritchie Bros., einem globalen Auktionsanbieter für gebrauchte Baumaschinen, habe man „selten einen so großen Ansturm erlebt“. „Vom Muldenkipper bis zum Teleskoplader gingen die guten Gebrauchtfahrzeuge in kurzer Zeit weg“, sagt Matthias Ressel, Vertriebsleiter Baumaschinen für die DACH-Region. Laut Ressel seien teilweise sogar Summen erzielt worden, die über dem ermittelten Verkaufswert lagen.
Für die ungewöhnlich große Auflage von Gebrauchtmaschinen gibt es vor allem zwei Gründe: „Gebrauchte Maschinen sind im Vergleich zu Neumaschinen sofort verfügbar und kostengünstiger“, sagt Thorsten Muschler. Das war schon immer so, aber die Corona-Krise hat die Versorgungslage und die Motivation der Käufer deutlich verschoben: In der unsicheren Lage der Pandemie mussten viele Hersteller ihre Produktion stilllegen, was die Wartezeiten zum Teil deutlich verlängerte neue Maschinen.
Zudem haben viele Unternehmen größere Investitionen verschoben und steigen nun auf die deutlich günstigeren Angebote auf dem Gebrauchtmarkt um. Oder sie halten Maschinen länger auf Lager, sodass Gebrauchthändler weniger frische Ware bekommen. „Wegen Corona haben viele Unternehmen keine neuen Maschinen angeschafft und geben ihre alten jetzt auch nicht auf“, sagt Tamer Tasel, Gebrauchtmaschinenhändler der auf Metallbearbeitungsmaschinen spezialisierten Steinhand GmbH in Mülheim an der Ruhr. „Der Markt ist in einem Missverhältnis. Wir haben derzeit nicht viele Maschinen, die wir verkaufen können. "
Die Knappheit des Angebots spiegelt sich natürlich auch in den erzielten Preisen wider. „Preise werden immer durch Angebot und Nachfrage bestimmt“, sagt Thorsten Muschler von Machineseeker. Für Verkäufer sind die Zeiten derzeit rosig, so das Auktionshaus Ritchie Bros. Handwerker, die sich von alternden Helfern trennen wollen, sollten natürlich wissen, dass – mit einer gebrauchten Baumaschine auf dem Hof, hier unter Umständen ein lukratives Geschäft erzielt werden kann . Sucht man hingegen eine gebrauchte Maschine, findet man diese am schnellsten über das Internet. „In den letzten eineinhalb Jahren hat sich die Verlagerung von Offline zu Online im Gebrauchtmaschinenmarkt weiter beschleunigt“, sagt Thorsten Muschler. „Die Suchmöglichkeiten für Kaufinteressenten sind online deutlich besser und die Zahl der Angebote deutlich größer als beispielsweise auf einer Messe.“
Die Gebrauchtmaschinenportale im Netz funktionieren wie die üblichen Werbebörsen für den Autokauf. Um die Auswahl geeigneter Angebote zu erleichtern, können die Anbieter umfangreiche Informationen hochladen, darunter technische Datenblätter sowie Fotos und Videos der Maschinen. Neben diesen Werbeportalen gibt es auch Plattformen, auf denen Gebrauchtmaschinen nach dem Ebay-Prinzip online versteigert werden.
Wie stark sich das Geschäft ins Internet verlagert, zeigt sich auch bei den Einzelhändlern. „Wir haben immer mehr Verkäufe, die ohne vorherige Inspektion erfolgen“, sagt Gebrauchtmaschinenhändler Tamer Tasel. "Manche Käufer nutzen die Pandemie als Aufhänger, um sich die Reise zu sparen." Die Händler müssten daher ihren Aufwand erhöhen: zum Beispiel die Maschine mit Strom versorgen und ein aussagekräftiges Video drehen, um zu beweisen, dass das Gerät richtig funktioniert. „Die Vertrauensbasis, die aus einem persönlichen Besuch entsteht, muss jetzt virtuell generiert werden“, sagt Tasel.
Ob ein Händler vertrauenswürdig ist, lässt sich – zumindest grob – anhand seines Profils auf den Verkaufsplattformen überprüfen. Wichtige Informationen sind zum Beispiel: Wie lange ist der Händler schon auf dem Markt? Handelt es sich um einen lagerhaltenden Händler oder nur um einen Broker? Ist es mit einem Gütesiegel zertifiziert? Bietet sie ein detailliertes Angebotsblatt mit allen relevanten technischen Daten der Maschine? Werden Fotos oder Videos gespeichert? Sehen die Maschinen sauber und gepflegt aus? Ist der Anbieter gut erreichbar, meldet sich schnell bei Ihnen und kennt sich mit Fabrikaten und technischen Details aus? Auch ein Blick auf die Website des Anbieters kann helfen: Dort soll zum Beispiel das Lager für einen Fachhändler sichtbar sein.
Dachdeckermeister Peter-Daniel Klein googelte einfach seine Suche – und landete schnell auf dem auf Nutzfahrzeuge und Baumaschinen spezialisierten Portal Truckscout. „Das schien mir am einfachsten zu sein“, sagt Klein. Neben dem Maschinentyp hat er auch einen maximalen Suchradius von 150 Kilometern in das Suchfenster eingegeben: „Ein Händler in der Nähe ist für uns wichtig, weil wir dann die Maschine ausprobieren und sehen können, ob es sich um einen seriösen Verkäufer handelt“, sagt Klein . . Auch die Kosten und der Aufwand für einen Transfer bei Einkäufen in der Nähe sind deutlich geringer. Ein weiterer Vorteil des persönlichen Kontakts: „Auch wenn wir beim ersten Versuch zu langsam waren – der Händler kennt jetzt unseren Bedarf und meldet sich direkt bei uns, wenn er wieder etwas Passendes hat“, so Klein.
Der Handel mit Gebrauchtmaschinen verlagert sich zunehmend ins Internet. Entsprechend groß ist die Konkurrenz unter den Portalanbietern. Die Anzahl der Anzeigen sagt jedoch nichts über die Qualität aus. Gute Portale bieten eine mehrstufige Kategorisierung mit Unterkategorien und eine Stichwortsuche nach Marke oder Typ. Eventuelle Gütesiegel für Händler oder eine Vorauswahl (zB nur Lagerware) erhöhen die Angebotsqualität und schaffen Vertrauen.
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