Aukey Powerstudio 300 im Test: Ich hab’ noch einen Koffer voller Strom … - digitec

2022-10-08 20:17:15 By : Ms. HE Christy

Ich habe das Powerstudio 300 von Aukey getestet. Das Teil sieht schick aus und liefert genug Strom für Smartphone und Laptop, aber die Rettung bei einem Blackout ist es nicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Monaten eine Strommangellage eintritt – schönes Behördenwort übrigens – ist real. Entsprechend deckt sich die Kundschaft bei Galaxus ein, wie Stephan aus unserem PR-Team kürzlich mitgeteilt hat. Im Trend sind demnach auch Powerstationen, mobile Stromspeicher, die bis zu sechs Kilowattstunden (kWh) Kapazität haben. Diese Speichermonster sind entsprechend teuer – und schwer. Günstiger sind Stromspeicher mit Kapazitäten von unter einer kWh. Einen typischen Vertreter dieser Gattung habe ich getestet: das Powerstudio 300 von Aukey.

Für etwas über 400 Franken bekomme ich einen tragbaren Speicher mit knapp 300 Wattstunden (Wh) Kapazität, also grosszügig aufgerundet einen Drittel Kilowattstunde. Du hast keine Ahnung, wie viel Strom das ist? Kein Grund, dich schlecht zu fühlen. Die wenigsten Menschen wissen, wie viel Strom sie im Haushalt täglich verbrauchen oder welches Gerät ein Stromfresser ist und welches nicht. Für den Test des Powerstudio 300 habe ich mir diese Fragen auch gestellt und einige Antworten gefunden.

Doch zunächst ein kurzer Blick auf einige Spezifikationen des Stromspeichers von Aukey:

Dazu gibt’s eine integrierte Taschenlampe mit 100 Lumen Leuchtkraft und ein Netzteil mit Kabel zum Aufladen des Powerstudios sowie ein Anschlusskabel für den Zigarettenanzünder im Auto, um bei Bedarf dort das Powerstudio zu laden.

Das Powerstudio hebt sich von anderen Powerstations optisch positiv ab, die häufig wie Werkzeugkisten aussehen. Bei Aukey hat eine smarte Designerin gewirkt, die den technischen Charakter des Geräts ins Kleid eines Radios der Nachkriegsära verpackt hat. Dort, wo bei einem Radio Lautsprecher zu finden sind, wurden die Steckplätze platziert, die Schlitze zur Kühlung könnten genauso auch dem Radio-Design entnommen sein. Der Tragegurt aus Leder komplettiert den Retro-Look. Einzig das Display zur Anzeige von Eingangs- und Ausgangsleistung sowie Akkustand verrät, dass wir das Jahr 2022 schreiben.

Das Powerstudio 300 ist ein wahrer Anschlusskünstler. Du kannst es auf vier verschiedene Arten laden:

Maximal 60 Watt fliessen über das mitgelieferte DC-Ladegerät ins Powerstudio. Damit dauert das Laden knapp fünf Stunden. Lädst du über ein Solarpanel, hängt die Ladeleistung vom Sonnenstand und der Leistungsfähigkeit des Panels ab. Mehr als 100 Watt nimmt das Powerstudio allerdings nicht auf. Mit einem eigenen USB-Charger soll ich gemäss Anleitung bis zu 100 Watt ins Gerät schicken können. Mit dem Charger meines Macbooks, den ich in den USB-C-Port stecke, komme ich auf 78 Watt. Immerhin. Warum gibt Aukey nicht gleich selbst ein kräftigeres «Ladekabel» dazu?

Wo Strom reingeht, muss auch Strom wieder rauskommen. Den USB-C-Port zum Laden kann ich umgekehrt auch nutzen, um mein Macbook zu laden. Oder jedes andere USB-C-bestromte Gerät. Parallel dazu kann ich die vier USB-A-Ports nutzen, um alle Smartphones einer Kleinfamilie zu laden. Das kann jede vernünftige Powerbank auch, ist also nichts Besonderes. Die folgende hat mit 60’000 mAh auch eine sehr ordentliche Kapazität, sieht gut aus und ist zudem günstiger.

Interessanter finde ich den AC-Output, weil der sonst den grossen Powerstationen vorbehalten ist. Hier kann ich Gerätschaften einstecken, die mit klassischen Steckern ausgestattet sind. Ich habe mir ausgemalt, wie ich auch bei einem Blackout warmen Toast haben könnte, eine mobile Induktionsplatte einstecken würde, um Spiegeleier zuzubereiten oder meiner Tochter die nassen Haare zu föhnen. Man will ja auch in der potenziellen Not nicht auf den gewohnten Luxus verzichten.

Doch daraus wird nichts. Nicht, weil die Steckdose leider eine EU-Steckdose ist – das lässt sich mit einem Adapter lösen. Nein, das Problem ist die maximale Ausgangsleistung der Steckdose am Powerstudio 300. In den Spezifikationen werden 300 Watt als «rated power» und 600 Watt als «peak power» angegeben. Was das im echten Leben heisst, habe ich beim Anschluss meines elektrischen Eierkochers herausgefunden. Dieser hat eine Leistungsaufnahme von 350 Watt. Zu viel für das Aukey Powerstudio. Für ein paar Minuten funktioniert das Eierkochen. Zunächst mit fast 350 Watt als Ausgangsleistung, wie mir das Display zeigt. Doch dann sinkt die Output-Leistung ab, bis sich der Eierkocher bei rund 320 Watt abschaltet. Das Powerstudio liefert also nicht genug Strom. Wasserkocher, Kaffeemaschine, Induktionskochplatte, Mixer – in der Küche gibt es kein Gerät, das ich mit dem Powerstudio 300 zum Laufen bringen könnte. Ich stelle mir vor, wie die Ansammlung der Energiefresser den Akku im Retro-Look in unserer Küche auslacht.

Geringverbrauchern ist das Powerstudio dagegen ein guter Freund. Der Flachbildfernseher (auch ein ganz grosser), die Stehlampe, der Homeoffice-Arbeitsplatz mit Rechner und Monitor – all das wird problemlos versorgt. Besitzer von Hochleistungs-Gaming-PCs könnten an die Grenzen kommen, da gehöre ich aber nicht dazu. Ich kann also im Blackout-Fall wie gewohnt am Schreibtisch sitzen, wenn ich die Steckdosenleiste vorher statt in die Wandsteckdose ins Powerstudio stecke. Auf dem Display sehe ich, wie lange der Strom noch reicht, bevor ich das Arbeiten einstellen muss. In meinem Fall sind das bei einer Leistungsaufnahme von um die 50 Watt fast acht Stunden. Das ist allerdings eine theoretische Überlegung, weil im Fall eines so langen Blackouts auch mein Router noch Strom bräuchte und zudem fraglich ist, ob das Internet dann noch funktioniert.

Mit meinem Stromkofferradio kann ich im Fall eines Blackouts auf Kerzen verzichten, weil ich eine Lampe anschliessen kann. Und die Familie muss nicht sofort im Kerzenschein Bücher lesen, sondern könnte noch etwas TV schauen. Ausser, dass Netflix keine Option ist, wenn das Internet ausfällt. Und ja, ich könnte mein Smartphone ungefähr 25-mal aufladen. Kurzum, sollte der Strom wirklich länger ausfallen, bin ich mit dem Aukey-Ding auch nicht der Held der Nachbarschaft, nur weil ich noch ein Pseudo-Kofferradio voller Strom habe. Da dürften einige eher auf das im Garten gelagerte Holz schielen.

Das Powerstudio 300 ist vielmehr ein Stromkoffer für unterwegs, für Leute, die beim wochenlangen wilden Campieren in der finnischen Tundra noch dringend mit dem Notebook in einen Zoom-Call müssen oder in einem stromlosen Rustico im Tessin an ihrem ersten Roman schreiben. Dafür hat das Gerät alle erdenklichen und nötigen Ein- und Ausgänge und liefert mit bis zu 300 Watt sehr ordentlichen Output. Besonders in Kombination mit Solarpanels ist es brauchbar und bietet Mini-Autarkie. Wobei du beim Laden je nach Sonneinstrahlung Geduld brauchst.

Für mich ist das Powerstudio eine nette Spielerei. Das Display hat mich dazu gebracht, die Ausgangsleistung verschiedener Geräte im Haus zu messen. Das geht mit anderen Tools natürlich auch und günstiger.

Das Powerstudio 300 geht jetzt mal in den Keller. Dort, wo für den Fall der Fälle Kerzen, Kurbel-Taschenlampe und Batterie-Radio lagern. Zeug, das hoffentlich nicht zum Einsatz gebracht werden muss.

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.  mehr

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