Was CNC-Fräse und Ukulele an der Kornwestheimer Realschule gemeinsam haben

2022-04-21 06:17:44 By : Mr. Leo DP

Kornwestheim. Greift Boris Rupnow in die Saiten, ist das handgemachte Musik pur. Denn seine Ukulele hat er selbst gebaut und sich selber beigebracht. Und das will der Rektor der Theodor-Heuss-Realschule auch seinen Schülern weitergeben. Im Rahmen des Technikunterrichts.

Möglich macht dieses Projekt eine Spende der Vector-Stiftung. 13000 Euro stellte sie zur Verfügung, mit dem Geld wurde eine professionelle CNC-Fräsmaschine angeschafft. Für weitere 5500 Euro wurden Tablets bestellt. „Die Disziplinen Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften sind für die Gestaltung der Zukunft wie die digitale Transformation oder die Klimawende entscheidend“, erklärt die Stiftungsvorständin Edith Wolf. Die Vector-Stiftung stärke die Bildung in diesen Bereichen, um mehr Menschen für technische Berufe zu begeistern und damit den gesellschaftlichen Herausforderungen mit klugen Köpfen zu begegnen.

An und mit der neuen CNC-Fräsmaschine lernen die Achtklässler einen kompletten, modernen Produktionsprozess kennen. Von der Planung am Bildschirm bis zur Programmierung und der Einstellung des Geräts, von der Entwicklung einer Idee bis zum praxistauglichen Produkt. Fast alles passiert im Kopf, der Computer ist das Werkzeug. Drei Programme gilt es dafür zu beherrschen: zum einen CAD für die Zeichnung, dann CAM, um exakte Daten wie Linien oder Frästiefe einzuspeisen, und schließlich CNC, mit dem der Maschine übersetzt wird, was sie eigentlich machen soll. So wie das im echten Arbeitsleben läuft, nur im kleineren Format, aber vom Prinzip her gleich.

Die Decke der Ukulele ist bereits fertig. „Es war ganz schön kompliziert, die runden Formen hinzukriegen“, meint Sebastian. Viele kleine Punkte habe man dafür setzen müssen. Als Nächstes kommt das runde Schallloch dran. Dann der Boden, die unter Wasserdampf gebogenen Seitenteile, die Zargen. Nur Steg, Hals und Stimmwirbel sind zugekauft. „Aber irgendwann können wir das bestimmt auch noch selber machen“, meint Rupnow. Am Ende wird das Instrument lackiert.

Finley sitzt gerne am Computer. Lieber, als mit der Hand Skizzen zu zeichnen. Joa begeistert es, einen komplizierten Prozess zu automatisieren. Wie die anderen ist auch Luka gespannt auf das Ergebnis. „Ich will damit dann auch selber spielen können.“ Das hat Rupnow auch vor: Er ist selbst Autodidakt und hat sich das Instrument erst vor zwei Jahren selber beigebracht. „Es ist leicht zu lernen, klingt irgendwie witzig und kann wegen seiner kompakten Form überall mitgenommen werden. Das macht gute Stimmung auch auf Partys.“ Vielleicht gibt es zum Schuljahresende sogar ein kleines Ukulelenkonzert für die Eltern. Das bietet sich an.

Die Schüler brennen darauf, nach sechsmonatiger Bauzeit zum ersten Mal eine Saite zu zupfen. Ihnen gefällt das Projekt, weil das Endergebnis nicht nur in einem Regal daheim verstaubt, sondern tatsächlich auch zum Musikmachen benutzt werden kann. Außerdem sei es eine gute Vorbereitung für den Beruf.

Etwa 20 Euro Materialkosten für das einfache Baumarkt-Holz und den paar Tropfen Lack stecken in so einer Ukulele. Und sie klingt ordentlich. Rupnow gibt eine Kostprobe. Eine gekaufte kostet wenigstens das Fünf- und ein Vielfaches. „Und auf die können die Schüler wirklich stolz sein. Denn sie haben ein eigenes Instrument mit ihren Köpfchen erschaffen.“

Technik ist ab der siebten Klasse eines der Hauptfächer an der THR. Auch die Jüngsten dürfen schon ran ans teure Gerät. Es steht in den Katakomben der Schule. „Ein großes Ding im kleinen Raum“, scherzt Rupnow. Sie fräsen zum Beispiel ein Namensschildchen. Je älter sie werden, desto komplexer werden die Aufgaben. Begonnen beim Schlüsselanhänger mit Kornwestheim-Logo bis hin zur Herstellung von Platinen für Elektrobauteile. Das zählt dann künftig zur Abschlussnote. 300 Schüler belegen dieses Fach an der THR. Es gibt sogar eine eigene Mädchengruppe.