Test: Commençal Supreme 24 Kinderbike - MTB-News.de

2022-09-10 13:09:41 By : Ms. Betty Lin

Mehr Artikel von Jens Staudt →

Wer erinnert sich nicht an sein erstes ernsthaftes Mountainbike? Bei mir war das ein Cannondale Super V und ich war vom Umstand, dass überhaupt etwas federt, völlig begeistert. Heute müssen kleine Shredder nicht warten bis sie mindestens 1,50 m sind, um auf ein ernstzunehmendes Mountainbike zu passen. Etliche Hersteller bieten neben Hardtails zwischenzeitlich auch vollgefederte Versionen ihrer Bikes an, die einem vollwertigen Bike „für die Großen“ nur in wenig nachstehen. Commençal aus Andorra ist einer dieser Hersteller und Franz ein elfjähriger, eingefleischter Hardtailpilot, hat das Supreme 24 für uns getestet.

Rahmen: 6066 Aluminium Federweg: 140mm/140 mm (not compatible with piggy back) Laufradgröß: 24 Zoll Gewicht: 13,5kg Preis: 1499,– € (2015er Modell, auf der US-Seite von Commençal wird bereits das 2016er Modell für 1899,– $ angeboten)

Wenn ein Mountainbiker Nachwuchs bekommt, dann ist es häufig der größte Traum, dass Mini-Me ebenfalls gefallen am Zweirad findet. Was Jackson Goldstone und andere Kids in diesem Bereich bereits fähig sind zu fahren ist beeindruckend. Das hierfür das Kinderrad mit tiefem Einstieg und gerade demontierten Stützrädern nicht unbedingt geeignet ist, dürfte jedem klar sein. Commençal bietet hier sehr kleine vollgefederte Bikes an und das getestete Supreme 24 ist dabei nicht mal das Kleinste. Darunter wird noch eine Version mit 20 Zoll Laufrädern angeboten.

Als Basis für das Kinderrad diente das Commençal Enduro MetaSX mit 140 mm Federweg. Die Luftfederelemente sind auf das niedrige Fahrergewicht hin optimiert und sparen etwas Gewicht.

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Wenn man von der Größe absieht, wirkt das Supreme 24 alles andere als ein Kinderrad. Wuchtige Rohre bilden den Rahmen und das Gelb des Rahmens brennt sich schier in die Netzhaut. Heftige Farben scheinen nicht nur bei uns Großen angesagt zu sein. Auch Franz war hin und weg:

Franz: Als ich das Rad zum ersten Mal sah war ich erstaunt wie schön die Farbe und das gesamte Rad war. Ich bin früher noch nie mit einem Fully gefahren, deshalb fand ich es als eines der coolsten das ich je gesehen habe. Ich wusste nicht, dass es so kleine Fullys gibt. Als ich das erste Mal gefahren bin, war es für mich eine große Umstellung. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.

Bislang fuhr Franz ein Hardtail von Scott mit 20 Zoll Laufrädern. Nach und nach gaben verschiedene Anbauteile unter den Belastungen seiner Stunts den Geist auf. Neben Kettenführungen und hier und da neuer Komponenten aus der „hab ich übrig Kiste“ seiner älteren Kollegen, hatten diese irgendwann die Nase voll von krummen Schaltwerken und bauten sein Rad auf Singlespeed um. Erstaunlicherweise verrichtete die Federgabel immer noch einen guten Dienst, auch wenn Franz sie sicher aufs äußerste belastete.

Im Supreme 24 funktionierten dann alle Komponenten plötzlich reibungslos und die Federung am Heck machte bei der Größe der Sprünge, die Franz bezwingt durchaus Sinn. Mit einer komplexeren Ausstattung und einem soliden Rahmen kommt natürlich auch etwas mehr Gewicht ins Haus. So bringt das Supreme 24 trotz gewichtssparenden Luftfederelementen propere 13,5 kg auf die Waage. Das Fahrergewicht von Franz beträgt knapp unter 30 kg. Das entspräche bei mir als Testfahrer im Verhältnis einem Radgewicht von schlappen 45 kg. Damit hätte ich definitiv zu kämpfen.

Die Züge verschwinden am Steuerrohr im Rahmen und so kann das Kind sich weder in den Zügen verheddern noch an Zuganschlägen stoßen. Eine saubere Sache.

Viele Kinderbikes dieser Kategorie setzen auf Singlespeed, was das Pedalieren solch eines Brocken nicht unbedingt leichter macht. Die Übersetzung von 34 auf 34 machten das Bike nicht zur Bergziege, ermöglichten Franz aber sogar Touren an Albkante und im Allgäu, auch wenn er damit nicht so schnell bergauf war „wie die Großen“. Zu seinem Homespot hat er auch jedes mal dreihundert Höhenmeter zu überwinden, was er ohne Probleme absolvierte. Er zog den Sattel etwas heraus und kurbelte sich stetig den Berg hinauf.

Franz: Mit dem Rad ging es gegen mein Singlespeed leichter bergauf, auf steinigen Anstiegen wie z.b. Teufelsschlucht konnte ich aber nicht fahren, nur schieben. Ich fand es sehr gut da ich mit meinem Hardtail überhaupt nicht bergauf fahren konnte. Ich bin mit dem Fahrrad auch Touren im Allgäu gefahren, dort war es nicht sehr anstrengend damit zu fahren.

Bei Trailtouren ab 10 km zollte Franz aber dem Gewichtsverhältnis Tribut, auch wenn er sich tapfer schlug und mehrere hundert Höhenmeter über Waldwege hochkurbelte. Hier sollte man dem kleinen Racker dann besser mit einem langen Spanngurt am Lenker anleinen und ihn ziehen. Das ist besser für die Moral und man bekommt nicht alle Müsliriegel von ihm weggefuttert.

Seit zirka drei Jahren fährt Franz Mountainbike und ist im Sommer täglich mit dem Rad unterwegs. Vielen Leuten, die ihn das erste Mal fahren sehen, können nicht ganz glauben was er da mit seinem Rad veranstaltet und welche Sprünge er bezwingt. Auf seinem „Home-Spot“ hat er sich kontinuierlich gesteigert und mit kleinen, sogar selbst gebauten, Sprüngen über Holzlatten und Erdhügel angefangen. Seine Erfahrung im Skifahren und Skispringen scheint er sehr gut aufs Mountainbike zu übertragen und so mancher pubertierender Halbstarker könnte sich, was die eigene Einschätzung angeht, eine dicke Scheibe bei Franz abschneiden. Wenn ihm ein Sprung oder eine Passage nicht geheuer ist, dann wird er sie nicht machen. Eine verpatze Anfahrt oder ein verrutschter Fuß bedeutet bei ihm immer, dass er die Fahrt abbricht und den anvisierten Sprung lieber noch mal neu anfährt.

Franz: Ich fühlte mich auf diesem Fahrrad sicherer als auf meinen Hardtail weil es nicht so klapprig ist und einen stabilen Eindruck macht. Meine Füße rutschen nicht so schnell von den Pedalen. Ich kam mit dem Gewicht gut zurecht aber es könnte allerdings etwas leichter sein. Die Schaltung ist eine sehr große Erleichterung. Die Scheibenbremsen finde ich besser als die Felgenbremsen, weil sie besser bremsen. Ich musste aufpassen nicht zu driften, wenn ich die Bremsen ziehe. Sie sind empfindlich. Die Reifen hatten nicht immer Grip.

Kinderhände sind natürlich kleiner als die von uns Erwachsenen. So ist es wichtig Bremsen zu haben, welche vom Hebel her nah an den Lenker heran positioniert werden können und dennoch einen kurzen Hub aufweisen, da die Beläge sonst nicht greifen bevor der Hebel den Griff berührt. Die SRAM DB1 Bremsen mögen als niedrige Gruppe eingestuft sein, erfüllten diese Anforderungen aber mit Bravour. Was die Bissigkeit anging so waren sie fast schon zu stark für Franz, der mit der Dosierung Schwierigkeiten hatte.

Den Lockout nutzte er regelmäßig auf dem Weg zum Trail oder wenn er mit dem Bike primär die Tables springen wollte. Eine Dämpferpumpe zu bedienen war noch etwas kompliziert aber er äußerte hin und wieder den Wunsch nach härterer Abstimmung da er das Fahrwerk selbst bei 20% Sag durchschlug.

Franz: Ich habe während des Tests Änderungen vorgenommen. Am Anfang haben wir den Dämpfer langsamer gemacht und härter gestellt. Während des Tests ist das Schaltwerk kaputt gegangen, als ich im Bike Park Hindelang an einem Stein hängen geblieben bin. Ich konnte zwar damit noch fahren, aber die Schaltung hat nicht mehr funktioniert. Als ich damit wieder zu Hause war bin ich den großen Hip gesprungen, bei der Landung bremste es auf einmal und das Schaltwerk hing zwischen den Speichen. Es ist fast abgerissen. Danach haben wir es abgemacht und ein neues Schaltauge und Schaltwerk gekauft weil es krumm war.

Rahmen: SUPREME 24’’ 6066 alloy hydroformed, Travel 140mm, light version, internal routing Dämpfer: X-FUSION O2 RLX, Travel 140mm Gabel: X-FUSION Velvet RL, Travel 140mm, 15mm QR, 1’’1/8 Steerer Steuersatz: Semi integrated, tapered ZS44/56, 1’’1/8 lower washer, sealed bearings Vorbau: ALPHA KIDS, Alloy 6061 CNC, 35 mm, O° rise, Ø31,8mm Lenker: ALPHA KIDS, Alloy 6061 , 0,75″ rise, 620mm, Ø31,8mm Griffe: Commençal, Ø30mm, SOFT COMPOUND Bremsen: SRAM DB1 180mm/180mm Schalthebel: SRAM X5 1×9 spd Kettenführung: E13 LG1 Steel Backplate Schaltwerk: SRAM X5 9 spd Tretlager: PressFit 92mm sealed bearings Kurbeln: Forged 2 piece, 34t Alloy chainring, 160mm cranks Kette: KMC Z99 Kassette: SRAM PG920 11-34t, black Felgen: ALPHA 24’’ 32h double wall 28mm pin joint Naben: ALPHA 32h, loose ball 15mm front, sealed bearings, 142×12 rear Speichen: Steel 1,8mm black -Nipple brass 12mm black Reifen: KENDA Kinetics 24’’ x 2,35 wirebead Sattelstütze: Alloy pivotal 31,6, 300mm Sattel: Commençal Kids, Pivotal Sonstiges: Chainstay protector, Neoprene shock protector, Flat pedals low profile Farbe: Neon Yellow

Größenempfehlungen auf der Commençal Webseite reichen von 1,30 bis 1,60 m. Unser Testfahrer war 1,33 m und somit eher am unteren Ende dieses Bereichs. Hier sollten sich Eltern fragen, ob das Kind schon die Fähigkeit hat so „viel“ Bike zu handhaben. Wenn ja, kann es natürlich länger das Rad nutzen, ohne wie ständig aus den Schuhen heraus zu wachsen, was in Anbetracht der Kosten ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist.

Franz: Mir gefällt das Rad sehr gut. Es ist etwas schwer aber ich glaube stabil. Die Schaltung ist toll auch wenn sie mal kaputt gegangen ist. Ich kann größere Sachen damit springen weil ich mich sicher fühle und es federt mehr als mein Hardtail.

Das Commençal Supreme 24 ist kein leichter Brocken und Franz war mit seiner Größe und Gewicht am unteren Ende des passenden Bereichs. Als junger Fahrer mit guter Technik und sehr guter Selbsteinschätzung konnte er seine Fähigkeiten weiter ausbauen und gerade auf gröberen Strecken oder größeren Sprüngen wurde er nicht so durchgeschüttelt wie mit seinem Hardtail. Ist der Fahrer noch nicht so erfahren und ähnlich klein/leicht könnte das hohe Gewicht ein Problem darstellen und man sollte eher zum Supreme 20 greifen. Wer mit dem größeren Rad zurecht kommt, könnte vom Supreme 24 länger profitieren weil, er es einige Jahre fahren könnte ohne gleich herauszuwachsen. Die Komponenten sind solide gewählt und gut auch auf leichte Fahrer abstimmbar. Wer den Preis nicht scheut und wer es schafft seinem Kind eine gesunde Selbsteinschätzung mitzugeben, wird es zusammen mit dem Supreme 24 mit in den Bikepark nehmen können. Allerdings muss man dann auch damit klar kommen, dass einem der Nachwuchs eher früher als später um die Ohren fährt.

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